Warum Bussysteme? (..wenn es doch ohne ging...)
Die Motivation zur Einführung von Bussystemen lag zunächst in der Einsparung von Verdrahtungsaufwand - die Verringerung der Herstellungskosten ist ja bekanntlich der universelle Antrieb im Bereich Automotive. Der amerikanische Sprachgebrauch Multiplex Wiring zeigt, dass zunächst das Umschalten eines Signalpfades für unterschiedliche Zwecke der pragmatische Ansatz war. Ein Draht weniger - 50 cent gespart pro Serienfahrzeug...
Kosten sind weiterhin die Triebfeder und der universelle Maßstab für jedwede Entwicklung. Und es gilt: If it is stupid but it works - its not stupid. Eine bestehende, funktionierende Lösung wird also schwerlich ersetzt durch eine innovative, elegante - wenn diese teurer ist.
Was also sind die Megatrends, die den Einsatz von standardisierten
Bussystemen vielleicht schneller treiben, als viele wahr haben wollen?
- Neue Ansprüche an Reduzierung des Verbrauchs und der Emission bei gleichzeitig höheren Ansprüchen an Komfort und Sicherheit zwingen zum verstärkten Einsatz elektronischer Sensoren und elektromechanischer Aktoren im Fahrzeug. Diese müssen miteinander kommunizieren.
- In diesem Kontext werden auch bestehende (z.B. mechanische, hydraulische) Systeme durch die sogenannten x-by-wire Funktionen abgelöst.
- Um den Verbrauch reduzieren zu können, muss das Gewicht des Fahrzeuges verringert werden - zumindest darf es trotz zusätzlicher Funktionalität nicht weiter ansteigen.
- Der Umbau des Fahrzeuges zum mobile office bzw. zur multimedialen Infotainmenteinheit mit Koppelung an Kommunikations- und Telematiksysteme.
- Die Vielzahl der installierten dezentralen Systeme erfordert permanente Diagnosefunktionen, die - den Aufwand der Realisierung betrachtet - die eigentliche Funktionalität oft in den Hintergrund treten lassen.
- Unter produktionstechnischen Aspekten ist es erforderlich, die Fahrzeuge im laufenden Herstellungsprozess zu programmieren und mit Parametern zu versehen. Auch hier ist ein Zugriff auf die Subsysteme nötig, um nötigenfalls aktualisierte Firmware in tief eingebettete Controller flashen zu können.
- Schließlich erfordert die Anpassung der Automobilindustrie an den Rhythmus der Mikroelektronik die Einführung von herstellerübergreifenden Standards - andernfalls können die nötigen Stückzahlen an Bauelementen nicht erreicht werden bzw. die langfristige Verfügbarkeit ist nicht zu gewährleisten.
Eines der Grundgesetze der Mikroelektronik ist Moores law - die Verdoppelung der Rechenleistung alle 18 Monate. Dieses Gesetz hat schon seit 30 Jahren Bestand. Die permanente Weiterentwicklung der Mikroelektronik mit der Bereitstellung bestimmter Funktionen für immer weniger Kosten treibt die Entwicklung - die Mechanik wird nämlich - trotz Einführung von Plattformkonzepten - nur unwesentlich billiger.